IMG_5496Keine zwölf Stunden mehr bis der Flieger geht – und eben habe ich allen Ernstes überlegt, nicht einzusteigen und die Reise einfach sausen zu lassen. Es kommt mir alles so falsch und sinnlos vor. Hier bin ich Johannes doch am nächsten, was soll ich da so weit weg? So lange? Immer wieder muss ich auf das Bild schauen, das uns bei der ersten Kreuzfahrt in der Karibik zeigt, wo er so ruhig und glücklich strahlt. Nur wenige Tage bevor wir uns verlobt haben, wenige Monate vor der Diagnose. Wer seine Verkrampfungsneigung vor Kameras kennt, der weiß, wie ungewöhnlich dieses Bild ist.

Er fehlt mir gerade so schrecklich, dass ich wie gelähmt bin. Das ganze Vorhaben erscheint mir bedeutungslos und in erster Linie bloß anstrengend. Der Koffer ist aber weitgehend gepackt. Darin der gleiche Anzug, die gleiche Krawatte, die ich auch auf dem Bild trage. Beim Packen musste ich mich leider auch einmal quer durch unsere Kleiderschränke wühlen, vorbei an seinen griffbereit liegenden Sportsachen und dem T-Shirt, in dem er mich  jahrelang am liebsten gesehen hat.

Wahrscheinlich mache ich mich nachher trotzdem auf den Weg. Aber eher aus Feigheit. Aus der Feigheit, so viel Planung, Geld und Erwartungen über Bord zu werfen. Ein wenig vielleicht auch aus der Erfahrung heraus, dass es rückblickend meistens viel besser ist, etwas getan als etwas gelassen zu haben.