Die Reise ist rum. Was ich so erlebt habe, reiche ich noch in Form von Bildern nach. Mangels Smartphone war das von unterwegs aus recht schwierig. Einen ersten Vorgeschmack gibt es schon im neuen Titelbild, das ich von einem der Gipfel über Hongkong Island aufgenommen habe. Mir gefallen die beiden Ebenen und der große Kontrast darin.

Doch nun bin ich erstmal zurück – und damit auch die Trauer. Gestern Vormittag bin ich in Vohwinkel angekommen – und habe mich zunächst darum gedrückt, in die Wohnung zu fahren. Also habe ich bei meinem Schwiegervater mein Auto in Empfang genommen, war bei der Bank, habe eingekauft, meine Schulden beim Frisör bezahlt und bin dann ganz langsam in die Memeler Straße gefahren. Auf den letzten Metern zur Haustür liefen schon wieder die Tränen. Alles, was die vergangenen drei Wochen so weit weg war, stürzte plötzlich auf mich ein. Es gab mal Zeiten, da war das nach Hause kommen nach dem Urlaub fast so schön wie das Abreisen.

Während der letzten Urlaubstage war ich dagegen wohl gut abgelenkt. Natürlich gab es keinen Tag ohne Gedanken an Johannes. Aber meistens blieben die Gefühle dabei sehr diffus. Nur immer wieder große Fassungslosigkeit. Dieser Brocken ist einfach noch zu groß um ihn zu schlucken. Mein geliebter Mann ist tot! Wie bitte? Ich starre diese Tatsache immer noch ungläubig und entsetzt an.

Erschwerend kommt jetzt der Herbst dazu. Während der vergangenen Wochen in meist tropischen Gefilden hatte ich ganz vergessen, wie schwermütig diese Jahreszeit hier ist. Als ich dann vor dem Vohwinkeler Bahnhof stand, habe ich ganz verblüfft die braunen, gerupften Bäume wahrgenommen. Da fühlt es sich zuhause gleich noch etwas einsamer an.

In der Post liegt auch noch eine späte Kondolenzkarte. Seine Ergotherapiepraxis hat es nun auch mitbekommen, das ganze Team hat unterschrieben, der Text ist sehr persönlich formuliert. Wie gerne sie mit Johannes gearbeitet hätten, steht da. Und dass sie sich gerne erinnern, wie er sie alle mit seinen Fertigkeiten am Zauberwürfel verblüfft hat. Damit berühren sie mich. Auch mich hat er immer wieder beeindruckt. „Ich bin halt ein Wunderknubbel“, hat er mir manchmal mit einem Augenzwinkern gesagt.

Nun muss ich mich erstmal unter Leute begeben. Gestern Abend haben mir schon meine Schwiegereltern gut getan. Heute und morgen fahre ich ins nahe Düsseldorf zum Go-Turnier. An den Spielen selbst habe ich nur mäßiges Interesse. Aber ich brauche die Ablenkung und die Gesellschaft.