Ein Denkmal für Johannes (1)

Eine anstrengende Nacht liegt hinter mir. Lange und intensiv habe ich mal wieder von Johannes geträumt. Wir wussten dabei beide, dass er schon gestorben ist, hatten aber irgendwie eine zweite Chance bekommen. Leider war er wieder – oder immer noch krank – und wir hatten genauso wenig eine Chance. Also war der Traum voller Traurigkeit, verzweifelter Näher und Glück zugleich. Anstrengend.

Steinmetz1Ich weiß auch genau, was der Auslöser war. Gestern ist meine Schwiegermutter nämlich mit mir zu Henner Gräf gefahren, einem Steinmetz in Sprockhövel. Wir suchten Inspiration für ein Denkmal, das auf Johannes Grab noch fehlt. So viel ist klar: Ein dunkler, kantiger Stein mit aufgesetzten Bronzelettern wird es nicht. Ein Holzobjekt, wie mir zeitweise vorschwebte, wohl auch eher nicht. Henner Gräf war für diesen Fall wohl genau der richtige, da er sich nicht nur als Handwerker alter Schule sondern auch als Bildhauer begreift. Er hat wirklich tolle Ideen für Gräber entwickelt und sich damit einen großen Ruf erworben. Bettina und ich sind also zwischen rohen und behauenen Steinen herumgeschlendert die überall auf seinem Gelände lagern. Vor seiner Werkstatt klopfte er derweil selbst auf einem Stein, eine schöne Szene in der kalten, klaren Luft unter der niedrig stehenden Sonne.  Als wir dann etwas mit ihm sprachen, fragte er auch, was Johannes denn für ein Mensch gewesen sei. Ich merkte: Jetzt kommt es drauf an, mit ein, zwei Sätzen den richtigen Impuls für den Künstler zu geben. Was hat also Johannes ausgemacht? Das zu erfühlen, hat mich fast umgehauen und es fiel mir schwer, überhaupt ein Wort herauszubringen.

Halten wir fest, was inzwischen also sicher ist: Es wird wahrscheinlich ein Stein, eher ein zierlicher, so wie Johannes – und um das kleine Grab nicht zu erschlagen. Wahrscheinlich ein heller Stein mit lebhafter Maserung, wahrscheinlich mit Durchbrüchen, um ihn noch lichter wirken zu lassen. Und höchstwahrscheinlich werde ich bei den einfachen Arbeiten daran mit Hand anlegen. Ein wenig, weil es einen Teil der Kosten sparen hilft. Vielmehr aber, weil es mir ein Bedürfnis ist, Johannes so etwas wie ein letztes Geschenk zu machen, ein sehr persönliches Denkmal zu setzen. Ein würdiges – auch wenn ich das Gefühl habe, kein Stein kann ihm jemals gerecht werden.

 

4 Comments

  1. Lieber Erik,

    sooo in dieser letzten Nacht und dem Tag davor mit Johannes SEHR verbunden…
    Wie du richtig über deinen Traum schreibst… verzweifelte Nähe und Glück zugleich. Anstrengend…

    Ich hatte das alles schon vor ein paar Stunden gelesen und habe bei meinem Spaziergang mit meinem Hund viel darüber nachgedacht , was ich dir schrieben könnte… zu
    ALLEN deinen RICHTIGEN Empfindungen und Gefühlen….

    Ich weiss ja nicht wie gross dieser Stein ist … der auf dem ersten Foto … an der linken Seite so etwas rund natürlich geriffelt und an der aufgeschnittenen Seite hell und mit meiner Meinung nach bräunlichen Längsstreifen… Er ist so leicht schräg liegend/ stehend auf dem Foto …tatsächlich der allererste auf dem Foto….

    Ja , ihr habt wirklich den richtigen Mann gefunden, wenn ich mir so seine Arbeiten ansehe…. genau richtig…

    eines VERGISS bitte…
    Es hat rein GAR NICHTS mit Kosten sparen zu tun.. Das hast du ja auch eigentlich völlig richtig erkannt…

    Ich möchte es einfach noch einmal verstärken…

    Alles was wir machen, jedes RITUAL,
    sei es an einem Grab ,
    sei es irgend etwas verbrennen von dem Geliebten…. weil man Asche ja leider in Deutschland nicht sooo einfach verstreuen darf …
    oder eben halt einen Baum AUS SUCHT,
    der ja auch irgendwie ein GEFÜHL hervorruft… dass dieser Baum der absolut RICHTIGE für diesen geliebten Menschen IST…

    Immer ist es gleichzeitig EIN GESCHENK… und JA… Eine WÜRDIGUNG … eine DENKMAL…. an den geliebten Menschen und an „UNS“

    Für Johannes bei dir und auch gleichzeitig , das wollte ich dir irgendwie nahe bringen… Bringe DICH… ruhig auch symbolhaft mit hinein und SEINE Eltern auch… Es brauch nur ein paar Meisel Schläge sein… aber die haben es dann „in sich“

    Es ist ja möglich nicht durch Metallbänder… wie auf dem einen Bild, sondern durch raus gemeiselte Verschlingungen die einen runden, glatten inneren Stelenbereich umschliessen… steinmetzmässig zu gestalten….

    Ja… eine LICHT hindurch lassend …durch eine völlige … nicht nur Nische…schmale Öffnung des Steines hineinlassen finde ich auch sehr schön….

    ICH bin mir sehr sicher…
    DAS DU/IHR das RICHTIGE für Johannes GESTALTET… nach deiner Beschreibung…

    Es ist wieder einmal ein sooo schönes … ein HERZENSGEFÜHL
    was du deinem für immer…. ein sehr besonderer und sooo euch liebend …. DIR und Johannes schenkst….

    Eigentlich bedarf es gar nicht vieler Worte um einen Menschen zu beschreiben…
    Ich bin mir SICHER… das Henner einfach
    deine/ eure Mimik gesehen hat.. Er ist Künstler… die „sehen und fühlen “ auf anderer Ebene…
    eure LIEBE zu Johannes gespürt hat…
    auch an eurem Stimmfall …dann mit euch das richtige gestalten wird.
    JA….
    alles mündet gerade dann bei einem so Denkmal…
    das eigentlich ein KRAFTPLATZ ist
    darin…
    das man sagt und ausdrückt und fühlt…
    ICH LIEBE DICH ….
    und du wirst immer einen Platz in meinem Herzen behalten…immer…

    „Sie “ sind mit einem sehr schönen Liebesgefühl in uns … wenn man es so sehen mag .. auch „um uns“ … aber … “ sie “ sind frei.. und „wir“ sind frei….

    Gerade durch solche Träume wird dir ja immer bewusster und
    klarer , das es mit einem Glioblastom auf die Dauer keine Chance bis jetzt gibt.. und es ist einfach ein weiterer Schritt durch diese
    Träume , die du hast… auf deinem Weg in die Trauer und dem LEBEN den du gegangen bist…
    Nicht von Johannes weg… aber ihn auf einer anderen innigen Ebene „sehen… fühlen“

    Nein… da gebe ich dir recht… es gibt kein Denkmal, was einem Menschen , der aus so vielen wundervollen , einmaligen Facetten des Seins besteht gerecht wird…
    aber …
    DIE LIEBE … die man fühlt … die wird dem Menschen gerecht …immer…

    Es grüßt dich von Herzen
    deine Freundin Claudia mit Burkard im Herzen und Leben und ebenso anderen lieben Menschen…

  2. Lieber Erik,
    ich noch einmal… sogar schon im Mantel weil die Abendrunde mit meinem Labby anliegt…
    aber mir
    gerade JETZT … als sehr wichtig einfällt
    DIESER GANZE BLOG ist EIN DENKMAL
    das DU ..
    DIR UN JOHANNES..
    ER-SCHREIBST …ER-LEBST… ERFÜHLST…
    auch jetzt wieder
    weiter so…
    ein wirklich völlig wichtiger Blog für DICH und andere ebenso
    LG …deine Freundin Claudia

  3. Claudia Opitz

    17. März 2016 at 17:45

    Lieber Erik,

    lange habe ich überlegt, ob ich dir schreibe… wie du siehst und liest, habe ich das jetzt gemacht…

    Es gibt verschiedene innere Versionen bei mir über dein nicht Schreiben…

    Zuerst die, die fast die Hälfte der Deutschen in ihren „Fängen hält“… Ein grippaler Infekt, der sehr langwierig verläuft…

    Dann, dass du dich sehr aktiv für die Stele deines Johannes einsetzt… auch körperlich… Dies wäre eine sehr schöne Erklärung , für dein Nicht-Schreiben, da es wirklich einer tieferen Versenkung bedarf um sich in den Stein hinein zu „begeben / erkunden“ und ihm dann deinen unsterblichen Stempel der Verbindung mit Johannes zu geben…

    Dann die dritte Möglichkeit… Du bereitest dich mehr und mehr auf dein Wieder-Einstieg ins Berufsleben vor mit gleichzeitigen Aktionen für ein zweites berufliches Standbein…

    und…
    keinesfalls ausserdem…
    eben halt LEBEN … in ALLEN Facetten des Lebens

    Soooooo… morgen ist es genau ein Monat her, dass du nicht schriebst … Vielleicht… vielleicht … steht morgen ja hier etwas…

    Zu allem was ich dir geschrieben habe, wünsche ich dir Gelingen… Vor allem , wenn es um die erfolgreiche Heilung eines grippalen Infektes geht…
    ALLES andere wird im richtigen ZEIT-Tempo entstehen …

    Herzlichste Grüße von deiner Claudia mit Burkard im Herzen und LEBEN und anderen geliebten Menschen…

    • erik

      18. März 2016 at 11:58

      Das hast Du ja zeitlich gut getroffen. Als ich Deinen Kommentar las, war mein Beitrag gerade fertig. Und ich nehme die Optionen eins und drei: Beruflicher Wiedereinstieg und – leider gerade aufflammend – die Erkältung…

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