Sehen, riechen, fühlen

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Der Blick aus unserem Wohnzimmer ist derzeit nicht aufbauend.

Trist, grau und kalt ist es, draußen wie drinnen. Die Trauer ist seit meiner Rückkehr viel mächtiger und erdrückender geworden. Vielleicht, weil ich Johannes Tod nun etwas mehr glaube. Vielleicht, weil nun keine Reise mehr ansteht, auf die ich mich konzentrieren kann. Vielleicht aber auch, weil ich mir mehr Trauer zumute. Wenn ich mir eine besonders große Portion davon zutraue, dann verstärke ich meine Erinnerungen noch mit Bildern, Tönen oder – ja, tatsächlich, Gerüchen. Weil ich ganz stark ein Geruchsmensch bin, habe ich zwei seiner getragenen T-Shirts in einer Plastiktüte aufbewahrt. Die Wochen und Monate, die seitdem verstrichen sind, tun der Konserve zwar nicht gut. Ohnehin war sein Körpergeruch zuletzt durch die Krankheit verfälscht. Aber trotzdem: Was da noch drinsteckt, reicht aus, um ihn mir ganz nah heranzuholen. Auch die Bebe-Bodylotion, mit der er sich immer so hingebungsvoll gepflegt hat, habe ich mir heute morgen gegönnt. Sprichwörtlich eine süße Erinnerung, auch wenn sie schrecklich weh tut. Sein Aftershave vertrage ich noch gar nicht. Dessen Geruch fand ich immer dermaßen sexy, dass ich ihm regelmäßig erlegen bin. „Boah, riechst Du gut!“, habe ich dann immer gesagt und  ihn mir kurz geschnappt.

Noch ein Stück Erinnerung will ich teilen: Johannes hat ja die Entwicklung des mutmaßlich größten, schwersten und teuersten Brettspiels der Welt (ach, des Universums!) „Whacky Wit“ mit initiiert und begleitet. Da er außerdem den Rubiks-Zauberwürfel zu seinem Hobby gemacht hat – auch als ergotherapeutische Rechthandübung – liegt es nur nahe, dass er einen Whacky-Wit-Zauberwürfel entworfen hat. Wie man ihn löst, zeigt er der Welt mit einem Video (im April), in seiner ganz eigenen, unnachahmlichen Art: so wunderbar lieb und arglos, ein wenig hölzern und doch verschmitzt. Das ist einfach Johannes, mein geliebter Mann.

1 Comment

  1. Lieber Erik,

    ja, die Gerüche, ja die Erinnerungen… und ja, die Trauer mehr und mehr zulassen… und auch leider das mehr und mehr realisieren, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war…
    Man kann es gar nicht in Worten ausdrücken. Es wird einfach gelebt… In allen Konsequenzen…
    Was ich aber ausgesprochen SCHÖN finde , ist die Tatsache, dass du so viele Fotos und dieses Video von dem „Zauberwürfel“… und das er auch noch etwas wirklich mit gestaltet hat, dieses Brettspiel… Irgendwann … ach nein, Du bist ja jetzt schon so stolz darauf…das er da eine bleibende Erinnerung für viele Menschen geschaffen hat…
    Ich finde seine Hände und euren Ehering darauf sehr grazil… und seine Handbewegungen sehr spielerisch… für mich nicht hölzern…

    Ich hatte gestern die Bestrahlungsmaske von Burkard in den Händen, weil ich sehr viel aufräume und neu gestalte wegen des Flohmarktes bei mir…Sie sieht etwas anders aus wie die von Johannes… Ich fuhr mit den Fingern über die Gesichtskonturen und dachte auch:“ ja das war mein Mann…“Aber es ist ja nur die Maske… Aber gleichzeitig ist es mehr gewesen wie die Maske…
    DANKE, das du hier so viel mitteilst und damit dir und Johannes einfach einen wunderschönen Erinnerungsplatz schenkst… Das wird er durchaus nach einiger Zeit…
    Ich fühle mit dir … zwar anders … aber dennoch mitfühlend
    Shanti
    Claudia mit Burkard im Herzen und Leben

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