Seit drei Tagen bin ich erkältet. Die Nase läuft, der Kopf ist schwer, ich niese dauernd – und irgendwie fühle ich mich wie zugedröhnt. Das ist gar nicht so übel. Denn seit ich mit meiner Erkältung ringe, merke ich von der Trauer weniger. Vermutlich fehlt mir einfach die Kraft dazu. Außerdem scheint hier seit Tagen unentwegt die Sonne, auch das  mildert die Trübsal. Von der Stimmung her stecke ich aber eher im Nebel, alles ist etwas blass, grau und unscharf. Dafür tut’s nicht so weh.

Auf der Couch versumpfen kommt derzeit trotzdem nicht in Frage. Dafür ist zehn Tage vor der Abreise einfach zu viel zu tun. Außer den Reisevorbereitungen und ersten Schritten zur Rückkehr in die Selbstständigkeit steht noch ein Go-Turnier am Wochenende an. Mitte der Woche erwarte ich zudem Besuch zur Essener Spielemesse, Philipp und Oli aus Stuttgart wollen für fünf Tage hier ihr Basislager aufschlagen. Dann wird wohl zum ersten Mal seit Johannes gegangen ist, wieder richtig in der Küche gekocht. Darüber hinaus habe ich mir drei eher innere Herausforderungen vorgenommen: 1. Will ich endlich die Zuzahlungsbefreiung bei seiner Krankenkasse beantragen. Darum drücke ich mich bisher nicht nur wegen der nervigen Bürokratie, sondern wegen der ganzen Belege, die ich dann sichten muss. Das ist massive Auseinandersetzung mit seinem Krankheitsverlauf. 2. Johannes‘ Ergotherapie-Praxis weiß wohl noch gar nichts von seinem Tod. Außerdem haben sie noch eine Töpferarbeit von ihm, an der ihm sehr lag. Er wollte, dass sie irgendwo gebrannt wird. So sei es. 3. Will ich in „unser“ Fitnessstudio. Das ist wie kaum ein anderer Ort für mich mit ihm verknüpft. Mal schauen, wie es mir damit geht. Aber erstmal muss ich wieder etwas gesünder werden, erstmal muss sich der Nebel lichten.